Die überwiegende Zahl der Beteiligten an diesem 1. Vertiefungsworkshop war doch recht erstaunt über den vorgesehenen Ablauf und Zeitplan der Veranstaltung.
Der Konflikt „Informationsbedürfnis & Diskussionsbedarf versus hohe Themenfülle in zu kurzer Zeit“, liess sich durch eine spontane Abstimmung lösen. Somit wurde das Thema „Deutschlandtakt“ glücklicherweise zum Haupthema dieses 1. Vertiefungsworkshops der Bahn. Wie sich im Laufe der Veranstaltung zeigte, war dies die absolut richtige Entscheidung.
Die Fachvorträge der Experten waren, wie nicht anders zu erwarten, geballtes Fachwissen in kurzer Zeit. Alle waren sich erstmal einig, dass der „Deutschlandtakt“ eine gute Sache ist. Bei der Hauptfrage des Tages, warum gerade 31Minuten Kantenfahrzeit zwischen Hannover und Bielefeld als unabdingbar gelten, teilten sich die Lager ganz klar.
Das BMVI scheint die 31 Minuten als nicht verhandelbar anzusehen, das Planungsbüro des 3. Zielfahrplans (Zfp) sah nur sehr geringen Spielraum bei der Kantenfahrzeit von 31 Minuten, die gehörten Experten für Taktfahrpläne sahen durchaus deutlich mehr Spielraum für die Umsetzung eines funktionierenden Deutschlandtakts oder besser gesagt, eines Integralen Taktfahrplans (ITF).
Aus Sicht vieler Teilnehmer waren die Argumente des BMVI bzw. des Planungsbüros nicht überzeugend oder nachvollziehbar, während die Argumente der Experten – die eine Optimierung des 3. Zfp befürworten – schlüssiger und konsequenter waren.
Ungeachtet der Diskussion über Fahrzeiten oder der Forderung nach einer Neuberechnung/Optimierung des 3. Zielfahrplans, machte die DB-Projektleitung aber auch deutlich, dass für die Bahn eine Suche nach möglichen Korridoren jetzt, ohne wenn und aber, beginne. Die sogenannten Schüßler-Pläne sollen für die Bahn keine Bewandnis haben. Das könnte glaubhaft sein, schließlich dienten diese Pläne nur zu einer groben Kostenkalkulation für das BMVI und haben hoffentlich nicht viel mit dem gemein, was die Bahn uns irgendwann einmal vorlegen wird.
Die DB-Netz AG ist in diesem Prozess natürlich kein Unschuldslamm.
Für sie ist ein sogenannter Bürgerdialog eher ein nerviges Beiwerk, welches sie durchlaufen muss. Sie würde das am liebsten so schnell wie möglich hinter sich bringen. Wollen wir hoffen, dass sie zumindestens ein wenig aus dieser Veranstaltung gelernt hat und bei zukünftigen Workshops im Vorfeld genügend Zeit für Fragen mit einer anschliessenden Diskussion einplanen. Für reine Powerpoint-Präsentationen möchte hier niemand seine Zeit „verschwenden“.
Abschließend sei zu sagen, dass die dicksten Nüsse, die wir knacken müssen, im BMVI sitzen.Von dort wird ganz klar und deutlich gesagt: alles was zählt ist, so schnell wie nur irgendwie möglich von Punkt A nach B zu kommen. Egal wieviel es kostet oder ob es aus Expertensicht auch nur annähernd Sinn macht.
Es gibt viel zu tun, packen wir es an.
„Sehr geehrter Herr Müller„
in unserem offenen Brief möchten wir uns für die Organisation und Einladung dieser fünf gewichtigen Bahn- und ITF-Experten zum 1. Vertiefungsworkshop des Projektplenums bedanken! Besser geht’s nicht!
In einer Runde mit den an der Grundsubstanz des Deutschlandtaktes – genauer gesagt des Zielfahrplans – arbeitenden Fachleuten diskutieren zu können, führt endlich in die richtige Richtung: Aussprache, Transparenz, fundierte Kritik, echter Bürgerdialog.
Die spontane Reduzierung der Tagesordnung auf den Punkt Deutschlandtakt – 3. Zielfahrplan zeigt das große Interesse der Region an diesem Thema allgemein und zeigt das große Interesse der Region an einer konstruktiven Lösung. Dieser konstruktive Lösungsweg wird uns derzeit noch von politischen Schranken und dem Eigeninteresse der vom BMVI herbeigerufenen Lobbyisten und Wirtschaftsvertreter versperrt. Geht’s noch? Sollen wir uns das bieten lassen?
Die bei der Berechnung des 3. Zielfahrplans vorgegebenen Sachzwänge und Machtgefüge haben zu einem Ergebnis geführt, das wenigen zur Interessenvertretung dient, uns Bürger aber als diejenigen, die die Bahn auf die nächsten Jahrzehnte nutzen wollen, hintenan stellt.
Mit dieser politischen Arroganz des BMVI müssen wir jetzt umgehen. Das heißt, wir müssen an den politischen Stellschrauben für Schmiere sorgen, damit die konstruktive Kritik unabhängiger Experten gehört wird. Wir fordern daher das BMVI auf, die Überarbeitung des 3. Zielfahrplans in enger Zusammenarbeit mit den mitdiskutierenden Experten – Prof. Dr. Wolfgang Hesse und Rainer Engel – in Angriff zu nehmen.
Dem BMVI kommt es sehr entgegen, dass der 3. Zielfahrplan sich so kompliziert liest und viele vor einer tieferen Einarbeitung in die Materie abschreckt. Wir versuchen das zu ändern. Mit mühseliger Informationsarbeit möchten wir erreichen, dass noch viel mehr Menschen hinterfragen, was da hinter verschlossenen Türen ausgeheckt wurde. Denn wir sind die Bürger der Region, die Bahnreisenden, Pendler und Steuerzahler und baden später all das aus!
Wir hoffen, dass die DB-Projektplanung ebenso wie wir angetan war von der sachlich fundierten und konstruktiven Diskussion und auf dieser Augenhöhe einen echten Dialog fortsetzt.