Bürgerdialog zu neuer ICE-Trasse: Region beharrt auf Ausbau der vorhandenen Strecke

Es dürfte noch ein sehr weiter Weg werden für die Deutsche Bahn, um eine breite Akzeptanz für den Ausbau der ICE-Bahnstrecke Hannover-Bielefeld zu erreichen. Zum Auftakt des Bürgerdialogs, der Corona-bedingt online stattfand, stieß eine neue Trasse mehrheitlich auf Ablehnung. Landrat Jörg Farr regte an, die Fahrzeitverkürzung auf 31 Minuten nochmals zu überdenken.

Auf der Strecke Bielefeld-Hannover soll sich Fahrzeit auf 31 Minuten verkürzen. Sonja Gerlach, Bürgermeisterin in Porta Westfalica, hat sich gegen eine neue Trasse ausgesprochen.  Quelle: Johannes Pietsch

Beim offiziellen Auftakt zum Planungsdialog für  den Ausbau der ICE-Bahnstrecke Hannover-Bielefeld , der Corona-bedingt vollständig online stattfand, war nicht nur unter den allermeisten Chatbeiträgen der mehr als 2700 Teilnehmer eine breite Ablehnung eines Streckenneubaus herauszulesen. Auch fünf politische Vertreter – unter anderem aus Schaumburg – sprachen sich einhellig für den Ausbau der vorhandenen Bahnstrecke aus.

um Auftakt des Dialogs begrüßten Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann und NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (beide CDU) das Bahnprojekt, für das die Deutsche Bahn nun mit der Planung beginnt. Beide betonten, dass eine frühe Beteiligung der Öffentlichkeit wichtig sei. Die Anliegen der Bevölkerung müssten rechtzeitig vor Festlegung eines endgültigen Trassenverlaufes einbezogen werden. Beide Länder unterstützen daher das Dialogverfahren.

as Bahnprojekt, das im Bundesverkehrswegeplan 2030 vorgesehen ist, soll zusätzliche Kapazitäten für Verbesserungen im Personen- und Güterverkehr schaffen und helfen, Inlandsflüge zu reduzieren. Fünf Modell-Varianten für den Ausbau sind Grundlage der Planungsberatungen. Die geschätzten Kosten liegen zwischen 1,9 und 5,9 Milliarden Euro.

Streitpunkte werden sein, in welchem Umfang die neuen Gleise in Landschaft und Natur eingreifen, was die Belastung für Anlieger an Neubau- und auch bestehenden Streckenabschnitten sein wird sowie natürlich Kosten und Nutzen. Bürgerinitiativen in den Regionen machen seit Längerem gegen neue Trassen mobil.

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Zu Wort kam auch Schaumburgs Landrat Jörg Farr. Er verwies darauf, dass in der Region immer schon eine breite Zustimmung für den 2003 vom Deutschen Bundestag beschlossenen trassennahen Ausbau bestanden habe. Er forderte, die vom Bundesverkehrsministerium vorgegebene Fahrzeitverkürzung auf 31 Minuten erneut zur Diskussion zu stellen. Es müsse hinterfragt werden, ob nicht auch längere

Fahrzeiten zwischen Hannover und Bielefeld möglich seien, ohne den Deutschland-Takt zu gefährden. Das sei eine zentrale Prämisse und müsse an den Anfang des Dialogverfahrens gestellt werden – bevor überhaupt Trassenvarianten geplant würden.

„Wir stehen zu einem bedarfsgerechten Ausbau der Bahn, aber nicht um jeden Preis“, meinte Mike Schmidt, Bürgermeister der Samtgemeinde Nenndorf. Er verwies auf die von ihm initiierte, Anfang 2019 veröffentlichte „Bad Nenndorfer Erklärung“, im Rahmen derer sich sieben Kommunen, von Porta Westfalica bis Seelze, mit rund 160.000 Einwohnern auf den trassennahen Ausbau festgelegt hatten.

Die Zerschneidung bislang nicht betroffener Bereiche sei unbedingt zu vermeiden, so Schmidt. Kritisch äußerte er sich zu den fünf am 24. November vom Bundesverkehrsministerium vorgestellten Varianten aus dem sogenannten Schüßler-Plan: So könne nicht mehr von einem ergebnisoffenen Verfahren gesprochen werden. Zudem verwies der Samtgemeindebürgermeister auf die enge Zusammenarbeit mit den heimischen Bürgerinitiativen: „Wir ziehen an einem Strang.“

Auch die Landrätin des Kreises Minden-Lübbecke, Anna Bölling, die Portaner Bürgermeisterin Sonja Gerlach und der Herforder Landrat Jürgen Müller sprachen sich dezidiert für den trassennahen Ausbau und gegen einen Streckenneubau aus.

Quelle: Schaumburger Nachrichten Von Johannes Pietsch und Michael Evers (dpa)

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