Agendagruppe Porta Westfalica: Nachteile einer Neubautrasse sind gravierend
PORTA WESTFALICA/BÜCKEBURG. Die Lokale Agenda-Gruppe ,,Biodiversität“ hat sich in der letzten Woche im Portaner Rathaus mit der geplanten ICE-Neubautrasse quer durch Porta Westfalica beschäftigt. Aufgrund der fehlenden Transparenz des Bundesverkehrsministeriums, welches statt Bürgerinformation derzeit auf Geheimhaltung bezüglich der Bahn-Neubautrasse setzt, könne aktuell niemand vor Ort die genaue Trasse exakt benennen.
Dennoch kristallisierte sich an dem Abend eine Trassenführung heraus, die aufgrund der geringsten Kosten und der dünnsten Besiedlung (weniger Enteignungen) von Vennebeck über die Huxhöhe entlang der Autobahn A 2 bis nach Eisbergen-Ahmserort führen müsste, wo das Wesergebirge per Tunnel durchquert werden muss, wie der Sprecher der Agenda-Gruppe, Holger Hansing, in einer Pressemitteilung ausführte.
[Frühling im Naturschutzgebiet Schwatten Paul, mit einer bunt blühenden Feuchtwiese wie Sumpfdotterblumen, Wiesenschaumkraut und anderen zum Teil seltenen Pflanzen. Foto: pr.]
Die Agenda-Mitglieder unterhielten sich über die Auswirkungen der geplanten Neubautrasse: Die Hochgeschwindigkeitsstrecke würde zwischen Bad Oeynhausen und Vennebeck die Weser auf einer eigenen Brücke überqueren, die im Bad Oeynhausener Heilquellenschutzgebiet errichtet werden müsste, was die Heilquellen der Kurstadt infrage stellt.
In Vennebeck würde die Strecke das Dorf weiter zerstückeln und eine zusätzliche Lärmbelästigung neben der Autobahn, der Bundesstraße und der vorhandenen Bahnstrecke darstellen.
Anschließend würde die Strecke mit einer Steigung von zwei Prozent auf die Holzhauser Huxhöhe hinaufführen, wo der wichtigste Trinkwasserbrunnen Mindens liegt, denn aus dem Wasserreservoire auf der Huxhöhe stammen 60 Prozent des Mindener Trinkwasser. Eine dortige Gründung der neuen Bahntrasse müsse vermutlich so tief erfolgen, dass der Trinkwasserhorizont zerstört würde. Woher dann die vier Millionen Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr für Minden kommen sollen, konnte niemand in der Runde sagen.
Im weiteren Verlauf durchschneide die Bahnstrecke viele landwirtschaftliche Flächen und führt dann Richtung Naturschutzgebiet ,,Holzhauser Mark“ am Biobauernhof im Harksiek entlang, um dann parallel zur A2 weiter zu gehen. Neben der A 2 wird das sehr wertvolle Naturschutzgebiet ,,Schwatten Paul“ mit seinem Mosaik aus Feuchtbiotopen zerstört, eine Katastrophe für die Artenvielfalt, so die Vermutungen der AGenda-Gruppe
Bis Eisbergen-Ahmserort würden weitere wertvolle Landschaftsschutzgebiete sowie viele wichtige landwirtschaftliche Nutzfläche zerschnitten. Welche Bauernhöfe und andere Häuser direkt im Weg der elf Meter breiten zweigleisigen Hochgeschwindigkeitsstrecke stehen und enteignet werden müssten, könne derzeit noch nicht gesagt werden, so Hansing weiter
Auf jeden Fall würden die Züge bis zu 300 Stundenkilometer schnell fahren und dementsprechend viel Lärm machen, auch wenn die direkten Nachbarn über Lärmschutzwände geschützt werden, werden Nachbarhäuser in der weiteren Umgebung stärker beeinträchtigt.
Die ICE-Neubaustrecke zwischen Bielefeld und Hannover wird laut dem Münchener Mathematikprofessor Wolfgang Hesse zwischen fünf bis acht Milliarden Euro Steuergelder verschlingen, um dadurch einen Zeitgewinn von circa 20 Minuten zu erzielen.
Die Anwesenden waren sich nach angaben Hansings einig, dass ein so kleiner Zeitgewinn weder die immensen Geldausgaben noch die gravierenden Naturzerstörungen rechtfertigen könne. Die Lokale Agenda Biodiversität spricht sich gegen jede neue Bahntrasse aus, ob durch den Jakobsberg, durch Bückeburg, durch das Auetal, durch Vlotho oder quer durch Porta Westfalica. Vielmehr sei es ökologisch und ökonomisch sehr viel besser, die vorhandene Bahnstrecke zwischen Minden und Seelze endlich auszubauen, zumal das dritte Gleis bereits vom Königreich Preußen vor dem Ersten Weltkrieg eingeplant war, das heißt auch heute noch leicht zu verwirklichen wäre. Und wenn die gesamte Strecke zwischen Hamm und Hannover durch Modernisierungen mit durchschnittlich 200 Stundenkilometer befahrbar wäre und die ICE-Anzahl verdoppelt würde, dann wäre der angestrebte Deutschlandtakt erreicht. Als sehr positiven Nebeneffekt wäre auch die Stadt Minden nicht völlig vom Fernverkehr abgeschnitten, was einige Mindener Unternehmen auch freuen dürfte und die gerade abgeschlossene Modernisierung des Mindener Bahnhofs für sechs Millionen Euro sinnvoll machen würde.
Quelle SZLZ.de vom 28.10.2020