Die 4-gleisige Strecke zwischen Bielefeld und Hamm soll für den Deutschlandtakt hergerichtet werden – die Vorwegnahme von Gesetz und Haushalt
Im Februar dieses Jahres übermittelte das Bundesverkehrsministerium (BMVI) der DB Netz AG einen Planungsauftrag. Dieses Dokument beschreibt für die ersten Planungsphasen (Lph1/2) Anweisungen, Ziele, Beschreibungen des geplanten Projekts Hannover – Bielefeld. Dieser Projektauftrag Lph1/2 wurde gefühlt zähneknirschend der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es birgt sehr aufschlußreiche Details, die gar nicht den Abschnitt Hannover – Bielfeld betreffen!
Kurioser Weise wird zu diesem Zeitpunkt in dem Projektauftrag Bezug genommen auf einen Aus- und Neubau zwischen Bielefeld und Hamm, mit der Zielsetzung, beide Projekte zum gleichen Termin fertigzustellen. Und das unter Vorwegnahme der gesetzlichen Grundlagen (Bundesschienenwegeausbaugesetz), ökonomischen Betrachtungen (Kosten-Nutzen-Analyse) oder der ökologischen Überprüfung (Mensch, Natur, Umwelt, Klima).
2 Milliarden für 4 Minuten
Die vom BMVI im August dieses Jahres veröffentlichte Liste von Infrastrukturmaßnahmen führt dieses Bauvorhaben detaillierter aus. Die Strecke zwischen Bielefeld und Hamm soll Deutschlandtakt-tauglich gemacht werden. Das bedeutet auch hier: 300 km/h! Der 3. Zielfahrplan gibt diese Geschwindigkeit als Ergebnis der Berechnungen vor. Es lebe die Hochgeschwindigkeit im Personen-Fernverkehr.
Die jetzige ICE-Reisezeit zwischen Bielefeld und Hamm beträgt laut der Reiseauskunft der Deutschen Bahn 25 Minuten. Die zukünftig geplante Fahrzeit soll 21 Minuten betragen. Die Baukosten werden mit 2 Milliarden geschätzt; mit dem Vergleichsjahr 2015. Wer die aktuellen Preissteigerungen im Bausektor verfolgt, der weiß, dass diese damaligen 2 Milliarden heute locker ihre 3 Milliarden wert sind. Man gönnt sich ja sonst nichts!
Was bedeutet das konkret? Nicht, dass die jetzige 4-gleisige Strecke ertüchtigt wird. Nein, es bedeutet den Abriss von zwei der vier Gleise und deren Neubau. Die politisch gewünschte Hochgeschwindigkeit macht so etwas erforderlich. Technisch muss eine Hochgeschwindigkeitsstrecke mit größeren Abständen und Fundamenten gebaut sein als die jetzige Strecke für bereits hohe, aber nicht derart hohe Geschwindigkeiten. Versiegelung, Lärm, CO2.
Im Vordergrund stehen grundsätzlich die Reisezeiten und Anbindungen des Fernverkehrs. Der Schienengüterverkehr ist untergeordnet. Der Nahverkehr wird in seiner Bedeutung unterschätzt
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