Streckensanierung – Engpassbeseitigung – Deutschlandtakt und Hannover-Bielefeld

Die Dreifaltigkeit der Strecke Hannover-Bielefeld

Der Streckenabschnitt zwischen Hannover und Bielefeld läßt sich in unterschiedliche Erfordernisse einteilen.
1. sind das auf einer stark be- und überlasteten Strecke erforderliche Sanierungs- und Ertüchtigungsmaßnahmen. Schotterbett, Schienen, Weichen usw. unterliegen einer Abnutzung, die eben irgendwann ausgetauscht werden müssen. Zusätzliche Signalanlagen, längere Bahnsteige oder Güterbahn-Warteplätze gehören zur Verbesserung der Streckenkapazität.
2. besteht zwischen Wunstorf und Minden ein echter baulicher Engpass, weil dieser Abschnitt sich auf nur zwei Gleise verengt. Der zusätzliche Bedarf von zwei weiteren Gleisen steht ganz außer Frage. Die Notwendigkeit des Baus dieser zusätzlichen Gleise stellen weder Land, Kommunen noch Bürger(Initiativen) in Frage.
3. steht der Deutschlandtakt auf der Liste. Es ist politischer Wille, in Deutschland einen Taktfahrplan einzuführen. Der Taktfahrplan soll für Kapazitätssteigerung und Attraktivität sorgen. Der genaue Zeitplan dafür ergibt sich aus dem Zielfahrplan. Hieraus ergeben sich die 31 Minuten Fahrzeit und die zusätzlichen echten Streckenneubauten – über eine bloße Streckensanierung und eine schon aufwendigere Engpassbeseitung hinaus.

Auf der Bundes-Pressekonferenz am 22.06.2022 mit Verkehrsminister Wissing und Bahn-Chef Lutz wurde die Strecke „Hannover-Bielefeld“ nicht explizit erwähnt! Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=Cd7PIzDIgyc

Gesagt wurde von Herrn Wissing, bestätigt von Herrn Lutz, dass zukünftig Gesamtkorridorsanierungen – Korridor für Korridor – hin zu einem Hochleistungsnetz erfolgen werden:
1. Bündelung des Baugeschehens bei radikaler Korridorsanierung über einen längeren Zeitraum
2. Kapazitätssteigerung in Kombination mit der Generalsanierung hochbelasteter Korridore
3. so kundenfreundlich wie möglich

Hannover-Bielefeld wird ein Projekt der Gesamtkorridorsanierung werden

Interessanter Weise liest sich ähnliches bereits im Plan zur Erhöhung der Schienenwegkapazität (PEK) für den als überlastet erklärten Schienenweg Wunstorf-Minden (Strecke 1700) kurz PEK-1700. Es werden Angaben gemacht, wie die Bestandsstrecke=Altstrecke saniert und modernisiert werden muss. Und es wird erneut deutlich, dass hier auf die berühmt-berüchtigte Variante 5 angespielt wird … mit einem aber „sollte“!

In der Prognose wird eine Parallellage zwischen der NBS und der Altstrecke im Abschnitt zwischen Lindhorst und Kirchhorsten inkl. der Möglichkeit des Streckenwechsels unterstellt. Ab diesem sollen auch weiterhin SPFV-Züge über die Strecke 1700 über Minden verkehren, um den SPFV-Halt Minden zu bedienen.
Sollte letztendlich die NBS ohne Verknüpfung mit der Strecke 1700 zwischen Wunstorf und Minden realisiert werden, wäre auf der gesamten Strecke zwischen Wunstorf und Minden mit dem Verbleib von vertaktetem SPFV zu rechnen – die Entlastungswirkung der NBS für den ÜLS-Abschnitt wäre vsl. geringer.
Foto: aus DB Netz AG PEK-1700

Die im PEK-1700 genannten Zusatzbaumaßnahmen tauchen bisher in der PRINS-Projektbeschreibung Korridor Berlin-Hannover-Bielefeld nicht auf. Da das Kosten-Nutzen-Verhältnis bereits jetzt bei nur 1,0 liegt, ist klar, dass das Projektbündel sich nach den angewandten Maßstäben nicht rechnet. Aber was nicht passt, wird passend gemacht.

Auch im Planungsauftrag Lph1/2 wird bereits auf eine kann-muss-aber-nicht Verknüpfung der Altstrecke 1700 mit der Neubaustrecke im Bereich Wunstorf-Minden hingewiesen. Der Planungsauftrag war lange unter Verschluss und gelangte letztendlich über das Informationsfreiheitsgesetz an die Öffentlichkeit, so dass dann auch die DB Netz AG daraus die Prämissen veröffentlichte. In dem Dokument aus Februar 2021 wird sogar bereits auf das Erweiterungserfordernis Bielefeld-Hamm hingewiesen. Ein Streckenabschnitt, der letztendlich in der „Liste181“ auftauchte. Der Gesamtaufstellung von vielen einzelnen Bahnprojekten im Wert von 48 Milliarden Euro (Stand 2015!), die dann im Bundesverkehrswegeplan unter Position 44 Deutschlandtakt zusammen gefaßt wurden. Eine unglaubliche Erweiterung des Bundesverkehrswegeplans (BVWP), ohne dass darüber der Bundestag abgestimmt hätte … und keiner hat’s gemerkt!

Unser Fazit

Auf der Bundes-Pressekonferenz hieß es, es seien bereits 55 Projekte für den Deutschlandtakt in Planung.
Wir gehen davon aus, dass das Projekt Hannover-Bielefeld als Abschnitt eines hochbelasteten Korridors im Rahmen der Generalsanierung mit oberster Prio umgesetzt wird – die Bestandsstrecke und eine Neubaustrecke betreffend!

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