Fahrzeit zwischen beiden Städten soll auf rund 30 Minuten sinken – Widerstand in Ostwestfalen-Lippe
Planung für ICE-Neubaustrecke Hannover-Bielefeld soll beginnen
Quelle Westfalen-Blatt vom 24.07.2020
Hannover/Bielefeld (dpa/WB/as). Noch in diesem Jahr soll die Planung für die ICE-Neubaustrecke von Hannover nach Bielefeld beginnen, mit der die Fahrzeit zwischen beiden Städten auf rund 30 Minuten sinken soll.
Vorgesehen seien eine Planungsvereinbarung und eine frühe Bürgerbeteiligung, teilte das Bundesverkehrsministerium am Freitag in Berlin mit.
Der Ausbau der Strecke sei wichtig für den geplanten «Deutschlandtakt» mit häufigeren und schnelleren Verbindungen. Dafür wurde Ende Juni ein Zielfahrplanentwurf bestätigt, der festlegt, wie schnell die Züge auf bestimmten Strecken fahren müssen, damit es mit einem schnellen Umstieg an Knotenbahnhöfen klappt.
Ziel des Ausbaus zwischen Hannover und Bielefeld ist es, innerhalb von vier Stunden von Berlin nach Köln zu kommen, bisher benötigt der Zug noch vier Stunden und 20 Minuten.
Zwischen Hannover und Bielefeld muss dafür laut Vorhaben mit Tempo 300 gefahren werden, um in unter einer Stunde von Hannover nach Hamm zu kommen. Dies sei erforderlich, damit in diesen beiden Knotenbahnhöfen der Umstieg in andere Regionen funktioniere und alle von dem schnellen Zug profitierten. Zwischen Hannover und Hamm ist die Bahn dafür derzeit noch zu langsam, die Fahrzeit beträgt im Moment 1:19 bis 1:34 Stunden.
Im Verlaufe der Bürgerbeteiligung und Planung soll herausgearbeitet werden, wo die neuen Gleise am besten verlegt werden können, um den nun festgelegten Fahrzeitgewinn zu realisieren, und gleichzeitig die Belange von Anwohnern und Umwelt zu berücksichtigen.
Widerstand in der Region
In der Region gibt es seit längerem Widerstand gegen eine Neubautrasse, bevorzugt wird ein Ausbau möglichst dicht neben der bestehenden Trasse. Damit aber lässt sich voraussichtlich nicht der nötige Zeitgewinn erreichen.
Für das Bahnprojekt sind knapp 1,9 Milliarden Euro veranschlagt. Es soll auch den Regionalverkehr verbessern, der sich die Gleise dann nicht mehr mit ICE-Zügen teilen muss.
SPD-Bundestagsabgeordneter Post setzt auf Bürgerdialog
Für den SPD-Bundestagsabgeordneten Achim Post aus Espelkamp (Kreis Minden-Lübbecke) ist der Vorstoß des Bundesverkehrsministeriums nicht überraschend. „Mein Eindruck ist schon seit längerer Zeit, dass im Ministerium die Neubaustrecke bevorzugt wird. Allerdings ist die Mehrheit der Bürger und die Mehrheit der betroffenen Städte und Kreise für den Ausbau der bestehenden Strecke. Und dies hätten der Bund und die Bahn längst machen können“, sagte Achim Post am Freitag dem WESTFALEN-BLATT.
Der SPD-Fraktionsvize im Bundestag setzt nun auf das Verfahren des Bürgerdialogs und zweifelt an der Summe der veranschlagten Kosten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro: „Damit wird man nicht auskommen.“
Post: „Wir müssen in der Praxis schnell etwas verbessern und nicht erst 2045. Deswegen ist ein Ausbau bis 2030 sinnvoller.“
Zuletzt hatte auch der SPD-Regionalvorsitzende in OWL, der Bundestagsabgeordnete Stefan Schwartze aus Vlotho (Kreis Herford), im WESTFALEN-BLATT den Neubau einer Trasse abgelehnt. „Ich sehe den Neubau einer Trasse quer durch die Region sehr kritisch, vor allem was die Belastung der Bevölkerung in OWL angeht. Solch eine Trasse ist 67 Meter breit. Das ist nicht nur ein Eingriff in die Landschaft. Auch das Alltagsleben der Leute leidet darunter. Für eine solche Trasse müsste vorhandene Infrastruktur ebenso durchschnitten werden wie landwirtschaftliche Flächen“, sagte Schwartze.
Hauptproblem sei, dass 47 Kilometer der Strecke zwischen Minden und Hannover nur zweigleisig verlaufen. Hier auf vier Gleise auszubauen, wäre der minimalste Eingriff in die Natur. „Wenn die Bahn die Fahrtzeit zwischen Köln und Berlin unter vier Stunden bringen will, dann verlange ich ein Gesamtkonzept und nicht nur einen Plan für den Teilabschnitt von Bielefeld nach Hannover.“