Der Deutschlandtakt – ohne Fehl und Tadel?
Die jetzt zusammen mit der D-Takt-Offensive veröffentlichten „Zielfahrpläne 2030“ lassen kaum Anstrengungen im Umgang mit den Bausünden der Vergangenheit erkennen. Vielmehr werden wichtige Knoten im deutschen Bahnnetz wie Nürnberg, Leipzig, Stuttgart und Ulm weitgehend ausgehebelt. Die dort angebotenen Umsteigeverbindungen haben mit den ITF-Prinzipien kaum noch etwas gemein. Auf der anderen Seite sind die Fahrzeiten auf mehreren geplanten Neu- oder Ausbaustrecken so knapp „auf Kante genäht“, dass für den integrierten Nahverkehr abträgliche Knotenverzerrungen, gravierende Störanfälligkeiten und Unpünktlichkeits-Herde geradezu vorprogrammiert sind. Das betrifft z.B. die Strecken Erfurt – Halle, Stuttgart – Ulm, Ulm – Augsburg sowie die jüngst propagierten Schnellstrecken Nürnberg – Würzburg und Hannover – Bielefeld.
So drängt sich der Eindruck auf, dass der wohlklingende Begriff „Deutschland-Takt“ für ein Weiter-Wursteln in bisheriger Manier herhalten soll: Streckenneubau- und Bahnhofsprojekte werden womöglich wie bisher vorrangig aus politischen Motiven (Politiker-Selbstdarstellung, Immobilienverwertung, Beton-Lobby-Stützung) geplant und dann als Beiträge zum D-Takt „verkauft“.
Die Zielfahrpläne bedürfen jedenfalls einer grundlegenden Revision, um diesen naheliegenden Verdacht zu entkräften und dem Deutschland-Takt zu einem wirklichen nachhaltigen Erfolg zu verhelfen.
Quelle: Prof. Dr. Wolfgang Hesse
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