Quelle: dieLinke-MindenLuebbecke.de
Mit großer Mehrheit verabschiedete die Stadtverordnetenversammlung am 4. Februar 2021 eine Resolution für den Ausbau der Bahnstrecke Hannover – Bielefeld und damit gegen die Schnellbahntrassenpläne des Bundesverkehrsministeriums (BMVI). Damit setzt die Region ein Zeichen der Geschlosshenheit: Von Herford bis Bad Nenndorf haben Kommunen und Kreise sich gegen die Bahntrassen-Neubaupläne des BMVI positioniert und entsprechende Resolutionen verabschiedet. Leider haben nicht alle Kommunalpolitiker in Minden begriffen, was für ein Irrsinn das Neubauprojekt wäre. In Minden haben CDU und AfD ihre Zustimmung verweigert.
Stoppt die Zerschneidung von Lebensräumen
Wir brauchen eine Verkehrswende und müssen die Verkehre der Zukunft von Straße und Luft auf die Schiene bringen. Im Zeichen des Klimawandels ist zeitnahes konsequentes Handeln nötig. Aber steckt hinter den Plänen des BMVI auch ein umfassendes Infrastrukturkonzept, das Pendler, Güterverkehr und Fernverkehr sowie Natur und Umwelt gleichwertig einbezieht? Und was hilft ein vermeindlicher Beitrag zum Klimaschutz, wenn gleichzeitg neue Zerschneidungen und Überbauungen von Landschaftsräumen damit einhergehen? „Jahrzehntelang hat man Lebens- und Kulturräume durchschnitten, um dem Straßenverkehr Vorrang zu geben. Wollen wir diesen Fehler wirklich erneut begehen?“ fragt Gesine Frank von der Fraktion DIE LINKE, „Wir haben nur diese eine Erde, ein solcher Eingriff kann nicht einfach wieder rückgängig gemacht oder ausgeglichen werden.“ DIE LINKE setzt sich seit Jahren auf kommunaler sowie auf Bundesebene für einen Ausbau des Bestandsstrecke ein.
Ja zum integralen Taktfahrplan
Um den Schienenverkehr effizienter und zuverlässiger zu machen ist ein integraler Taktfahrplan (ITF) ein guter Gedanke. Dazu stehen die Unterzeichnenden der Resolution sowie die Bürgerinitiativen. Die Stadtverordneten der CDU haben leider nicht verstanden, dass die Vorgaben 31 Minuten und 300 kmh (VMax) aus dem BMVI nicht alternativlos sind, sie verweigerten der Resolution die Unterstützung. Wer sich mit dem Projekt beschäftigt und den Kritikern zuhört weiß, es liegen mehrere Expertisen vor die zeigen, dass ein solcher ITF nicht von einer bestimmten Geschwindigkeit abhängt. Für einen funktionierenden Takt zwischen den Knoten Hannover und Bielefeld sind rein rechnerisch 31 Minuten nicht die einzige Lösung, zumal diese sehr knapp bemessen sind und kaum Puffer für kleine Verspätungen bieten. Viel besser geeignet sind 42 Minuten. Interessant sind auch Denkansätze für einen Doppelknoten in Hannover, mit viertelstündlich zeitversetzten Takten der Nord-Süd und Ost-West Verbindungen. Zusammen stellen diese Optionen eine echte Alternative zum Trassenneubau dar, denn die 42 Minuten sind ohne Neubau und mit gegingerer Geschwindigkeit zu schaffen.
Geschwindigkeit ist kein Kriterium
Für einen ITF ist die Geschwindigkeit also irrelevant. Wer schon einmal in Frankreich oder Spanien auf Hight-Speed-Strecken unterwegs war mag beeindruckt sein. Diese Lösungen lassen sich aber nicht 1:1 auf Deutschland übertragen, sie passen nicht in unsere dicht besiedelte Landschaft, unsere Metropolen sind nicht tausende Kilometer voneinander erntfernt.
Ein Argument des BMVI für die schnelleren Verbindungen ist der Glaube, man könne damit konkurrenzfähig zu Inlandsflügen werden. „Dieses Argument ist historisch überholt – sofern es je wirklich gezogen hat“, meint Gesine Frank, die selbst seit Jahren aktiv in der Bürgerinitiative gegen den trassenfernen Ausbau der Bahn ist. „Flüge im Inland sind ökologisch betrachtet Kamikazeflieger, wer das nicht verstanden hat, den muss man mit fetter Umlagebesteuerung an den Klimawandel erinnern“. Bahnfahren sei entspannter – sofern man damit zuverlässig reisen kann. Verlässlichkeit und Stabilität müssen für alle Schienenverkehre an erster Stelle stehen, so die Stadtverordnete weiter.
Neubau löst den Enpass nicht
Da mag der Orstbürgermeister von Leteln und Amminghausen, Dr. Konrad Winkler, den Anwohner*innen an der Bestandsstrecke vorgaukeln, er setze sich für ihre Interessen ein. Wer glaubt, mit dem Trassenneubau wäre der Enpass beseitigt, der durch die Zweigleisigkeit zwischen Minden und Wunstorf besteht, irrt gewaltig. Der Bedarf an der Strecke wird stetig steigen, Lärmbelastung und Verzögerungen im Nahverkehr sind vorprogrammiert. „Es steht zu befürchten, dass der Ausbau über kurz oder lang ohnehin unausweichlich sein wird“, bewertet DIE LINKE die Situation und fordert, die Belastbarkeit der Bestandsstrecke als Prüfungkriterium mit in das laufende Planungsverfahren aufzunehmen.
Fakt ist leider: Es wird bei jeder Lösung Betroffenheit geben. Die Unterstützenden der Resolution werden niemanden im Stich lassen und sich im Falle eines Ausbaus mit allen Kräften für einen sensiblen Eingriff und modernsten Lärmschutz an der Bestandsstrecke einsetzen.