Kommentar:
Es klingt zunächst gut, wenn der VCD für „mehr Sachlichkeit“ plädiert. Nur: Warum hält er sich selbst nicht daran? Die Alternativvorschläge des Widuland-Gutachtens werden ohne nachvollziehbare Begründung abgelehnt. Statt dessen wird verklausuliert die als „Variante 4“ bekannte Streckenführung durch das Auetal propagiert, die eindeutig nicht in das Taktschema des Deutschlandtaktes passt. Das kann man tun, dann muss man aber auch die Folgen benennen:
- Über 25 km Tunnel durch Deister, die Höhen des Auetals und das Wesergebirge. Die steigungsreiche Trassierung der A2 passt eben nicht mit den Planungsparametern einer Eisenbahnstrecke zusammen.
- die Abkopplung Mindens vom Fernverkehr mit entsprechend negativen Folgen auch für Schaumburg
- ein massiver Eingriff in die dichte Bebauung zwischen Bad Oeynhausen und Löhne
Das alles ist in veröffentlichten Plänen von Schüßler-Plan und DB Netz nachzulesen.
Wer von dieser Streckenführung so stark profitieren soll, dass die berechtigten Interessen der Niedersachsen und Westfalen und erhebliche Eingriffe in die Natur keine Rolle spielen dürfen, verrät der VCD leider nicht.
Es bleibt festzuhalten: Wenn die Vorgaben des 3. Zielfahrplans eingehalten werden sollen, so muss es eine Neubaustrecke geben, die in Seelze ausfädelt, bei Stadthagen einen Übergang auf die Bestandsstrecke ermöglicht und dann Harrl und Wesergebirge unterquert. Der Alternativvorschlag des Widuland-Gutachtens verläuft zwischen Seelze und Stadthagen nahezu identisch, aber verzichtet auf die Gebirgsquerung zugunsten einer Verbindung nach Minden.
Was spricht eigentlich dagegen, den in beiden ernstzunehmenden Vorschlagen gleichen Abschnitt zügig voran zu bringen? Ein viergleisiger Abschnitt Seelze – Stadthagen entlastet die Bestandsstrecke bereits deutlich und erspart der S-Bahn Überholungen durch Fernzüge. Ob es dann besser ist, die Strecke Richtung Bielefeld oder Minden weiter zu bauen, kann separat entschieden werden.
So verhärtet, wie es der VCD darstellt, sind die Fronten nicht. Seine fachlich sinnfreien Einlassungen zeigen nur, dass vom einstigen Sachverstand in diesem Verband, der einst die BahnCard durchsetzte, nichts mehr übrig ist.
Stephan Schröder, 05.06.2022
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