Das Bundesverkehrsministerium hat überraschend den Planungsauftrag für die ICE-Trasse Bielefeld-Hannover in Auftrag gegeben. Gleichzeitig wurden fünf Varianten der Trassenführung durch das Kreisgebiet vorgestellt. Entschieden werden soll in einem offenen Dialogverfahren. Das bewerten die heimischen Bundestagsabgeordneten positiv.
Das Bundesverkehrsministerium hat jetzt konkrete Vorschläge für die Trassenführung des Ausbaus der Bahnstrecke Hannover-Bielefeld vorgelegt. Dabei handelt es sich nach Informationen unserer Zeitung um fünf Varianten, die allesamt durch das Schaumburger Land führen. Eine Vorfestlegung auf eine bestimmte Variante hat das Ministerium ausdrücklich nicht vorgenommen.
Im Gegenteil: In einer vertraulichen Videokonferenz, zu der das Ministerium dem Vernehmen nach Abgeordnete aus jenen Landkreisen eingeladen hatte, die vom Ausbau der Schnellbahntrasse Bielefeld-Hannover unmittelbar betroffenen sind, hieß es: Jede der fünf Optionen ist denkbar.
Interessen der Region sollen berücksichtigt werden
Wie Staatssekretär Enak Ferlemann bei dem virtuellen Treffen mit den betroffenen Bundestagsabgeordneten betont haben soll, soll die Entscheidung für eine Variante mit den vor Ort Beteiligten in einem größtmöglichen Konsens gefunden werden. Dazu habe die Deutsche Bahn ein „Konzept Planungsdialog“ vorgelegt. In diesem heißt es nach Informationen dieser Zeitung, dass an dem Verfahren unter anderem Landräte, Bürgermeister, Bürgerinitiativen, Umwelt-, Wirtschafts- und Verkehrsverbünde sowie Fachleute teilnehmen sollen. Wörtlich: „So begleiten die Interessengruppen die Deutsche Bahn auf dem Weg zu einer genehmigungs- und finanzierungsfähigen Trassenlösung, bei der die Interessen der Region bestmöglich berücksichtigt werden.“
Dennoch: In der vorliegenden rechtlichen Einordnung des Projekts wird als Ziel die Reduzierung der Fahrzeit zwischen Bielefeld und Hannover von derzeit 48 Minuten auf „ca. 30 Minuten“ genannt. Bei einer deutlichen Überschreitung dieser Fahrzeit würden wichtige Anschlüsse in den Knotenbahnhöfen verfehlt – das verringere die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme.
Der Hintergrund: Geplante ICE-Trasse durch Schaumburg: Diese fünf Varianten stehen jetzt noch im Raum
Das meinen die heimischen Bundestagsabgeordneten
Auf Anfrage unserer Zeitung bewertete der heimische Wahlkreis-Abgeordnete Maik Beermann (CDU) es „positiv, dass es diese fünf Varianten gibt“. Beermann zeigte sich in einer kurzen Stellungnahme „froh, dass auch ein trassennaher Ausbau möglich erscheint“. Bei dem in Variante 1 vorgeschlagenen Streckenverlauf „könnte das Gros von dem umgesetzt werden, was in Schaumburg gefordert wird“. Sehr gut findet der Politiker, dass die abschließende Entscheidung „durch das Dialogverfahren im Konsens mit den vor Ort Beteiligten, vom Landrat über Bürgerinitiativen bis zu einzelnen interessierten Bürgen, gefunden werden soll“.
„Ein fairer, transparenter und ergebnisoffener Bürgerdialog ist das Mindeste, was wir in dieser Situation erwarten“, betont die heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Marja-Liisa Völlers. Noch in diesem Jahre wolle die Bahn das Gespräch mit den Landräten und Bürgermeistern in der Region suchen. „Wir werden uns weiter entschieden für die Interessen der Bürgerinnen und Bürger in unserer Region einsetzen“, so Völlers. Sie fordere schon lange den trassennahen Ausbau.
Grobtrassierung soll 2022 vorliegen
Zum Zeitplan nennen die Projektunterlagen eine öffentliche Auftaktveranstaltung noch im Dezember 2020 im Raum Porta Westfalica mit Staatssekretär Enak Ferlemann und den Verkehrsministerien der Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Im ersten Halbjahr 2021 werde das Beteiligungsverfahren zur Trassenfindung beginnen. Im ersten Halbjahr 2022 sollen erste Grobtrassierungen vorliegen. Im zweiten Halbjahr 2022 sollen dann alle erforderlichen Unterlagen für das Raumordnungsverfahren eingereicht werden.
Quelle: Schaumburger Nachrichten am 26.11.2020 von Johannes Pietsch
Geplante ICE-Neubaustrecke führend auch durch Ostwestfalen-Lippe und Schaumburg
Die Verbesserung der Bahnverbindung ist sehr wichtig, aber aus ökologischen, ökonomischen und Kostengründen nur der Ausbau der vorhandenen Bahntrasse zwischen Bielefeld und Hannover sinnvoll. Unter anderem würde durch einen trassenfernen Neubau der Strecke zwischen Bielefeld und Hannover … Minden vom ICE-Halt und IC-Halt abgekoppelt. Welche erheblichen Nachteile sowohl für die Wirtschaft als auch für die Menschen in der Region entstehen oder entstehen könnten, muss in Erwägung gezogen werden.