EU-Parlamentarier Bernd Lange lobt Nabu-Vorzeigeflächen

Arten- und Höfesterben stoppen

EU-Parlamentarier Bernd Lange lobt Nabu-Vorzeigeflächen

HATTENDORF/RADEN. Bernd Lange hält mit seinem Lob nicht hinter dem Berg: „Der Nabu hat im Westlichen Weserbergland ein gutes Projekt auf die Beine gestellt. Hier gelingt unter schwierigen Bodenverhältnissen erfolgreiche ökologische Land- und Weidewirtschaft. Das Engagement des Nabu und die beobachtete Artenvielfalt haben mich sehr beeindruckt.“ Zuvor hatte sich der SPD-Europaabgeordnete bei einem Ortstermin mit Vorstandsmitgliedern des Nabu Landesverbands Niedersachsen im Rahmen eines „Ackerschnacks“ getroffen – und den Nabu-„Schutzacker“ bei Hattendorf und das Nabu-Grünland bei Raden inspiziert.

Dabei hatten sich beide Seiten auch über Naturschutzmaßnahmen und die nicht nur aus Nabu-Sicht notwendigen Änderungen der EU-Agrarpolitik ausgetauscht. Am Ende war klar: Die Entscheidung über die „Gemeinsame Agrarpolitik“ (GAP) der EU mag zwar in Straßburg und Brüssel fallen – ihre Auswirkungen werden jedoch für Mensch und Natur hier in Niedersachsen bedeutsam sein.

„Die EU-Agrarpolitik hat entscheidenden Einfluss auf das Landschaftsbild und die Artenvielfalt, auf die Grundwasserqualität und die Klimagasemissionen – aber auch ganz besonders darauf, ob wir endlich das Höfesterben stoppen können und Familienbetriebe ihr Einkommen über eine umweltgerechte Wirtschaftsweise sichern können“, sagte Gisela Wicke, Vorstandsmitglied des Nabu Niedersachsen. Die Agrarpolitik gehe daher nicht nur Landwirte etwas an, sondern die ganze Gesellschaft. Zumal die EU für keinen anderen Politikbereich so viele Steuergelder ausgebe – derzeit 58 Millionen Euro pro Jahr und damit etwa 40 Prozent des gesamten Haushaltes. „Gerade hier im ehemals landwirtschaftlich dominierten Auetal sieht man, wie stark die Anzahl an Betrieben in der Vergangenheit zurückgegangen ist – und dies hat nichts mit dem Naturschutz zu tun, sondern mit der aktuellen Agrarpolitik nach dem Motto ,wachse oder weiche’. Ob zukünftig auf den Wiesen, Weiden und Äckern mit einer möglichst großen Vielfalt an landwirtschaftlichen Betrieben noch Feldlerchen singen, Wildbienen summen und Feldhasen hoppeln, entscheidet sich maßgeblich daran, wie die EU die neue GAP gestaltet“, so Wicke.

Bei Raden habe der Nabu im Rahmen eines bundesweiten Großprojektes 13,8 Hektar landwirtschaftliche Fläche gekauft und lasse sie dort kooperativ in erster Linie von einem konventionellen Landwirt durch Beweidung bewirtschaften. Ein kleiner Teil der Fläche werde von einem Ökobetrieb als Acker genutzt. Sowohl auf den Weiden als auch auf dem Acker befänden sich mittlerweile wieder viele Arten, die ursprünglich im Süntelvorland verbreitet und häufig gewesen seien, zwischenzeitlich aber direkt vor dem Aussterben gestanden hätten. Das Beispiel zeige, dass Lebensmittelproduktion sowie Herstellung und Förderung von artenreichen Lebensräumen Hand in Hand gehen könne. Damit dieses Erfolgskonzept von möglichst vielen Betrieben übernommen werden könne, müsse aber die Attraktivität für Landwirte über eine Änderung der Agrarpolitik gesteigert werden.

Die aktuelle GAP laufe Ende 2020 aus und werde derzeit neu verhandelt. Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigten, dass sie bislang in vielerlei Hinsicht mehr Schaden anrichte als Nutzen bringe. So befänden sich die Bestände der Tier- und Pflanzenarten der Agrarlandschaften seit Jahren im Sinkflug. Von den Agrarvögeln, die es in Deutschland vor 35 Jahren noch gegeben habe, fehle inzwischen jeder dritte. Fatal sei die Lage bei Kiebitz (- 93 Prozent), Rebhuhn (- 91 Prozent), und Turteltaube (- 89 Prozent).

Die EU schütte den größten Teil der Gelder mittels der sogenannten Direktzahlungen ohne nennenswerte Auflagen an Landwirte aus. Die Höhe dieser Fördergelder bemesse sich dabei lediglich an der Größe der bewirtschafteten Fläche. Was der Betrieb anbaue und wie er wirtschafte, sei zunächst egal. Die Folge: Je größer der Betrieb, desto mehr Gelder erhalte er. „Das ist nicht nur ökologisch oft fatal, sondern auch sozial ungerecht und ökonomisch unsinnig“, meinte Sebastian Strumann, Campaigner beim Nabu. Die EU habe es jetzt in der Hand, mit der neuen GAP umzusteuern. „Was wir brauchen, ist wieder mehr Platz für die Natur, also Wildpflanzen und -tiere in der Agrarlandschaft – mindestens zehn Prozent auf jedem Betrieb. Außerdem braucht es auch mehr Geld für eine naturverträgliche Landwirtschaft. Mittelfristig muss die EU wegkommen von der gießkannenartigen Subventionierung nach Fläche, hin zu einer Förderung einer Landbewirtschaftung, die einen Nutzen für alle bringt – etwa indem sie Natur und Klima schützt und gesunde Böden und Gewässer fördert“, sagte Strumann. An Lange richteten die Vertreter des Nabu die Bitte, sich jetzt im EU-Parlament für eine nachhaltigere Agrarpolitik einzusetzen.

„Ich habe mir noch einmal genau angesehen, wie Intensivwirtschaft in der Landwirtschaft gerade auf nicht so einfachen Böden wirkt – und ich habe mir angesehen, wie ökologisch bewirtschaftete Flächen aussehen“, so der Europaabgeordnete. Er schätze die Arbeit des Nabu sehr, der sich intensiv bemühe, die Notwendigkeit ökologischer Vielfalt sicherzustellen. Lange: „Ich bin mir sicher, die Ansätze, die wir in Raden gesehen haben, nämlich Grünflächen natürlich zu bewirtschaften, damit die Artenvielfalt der Pflanzen und damit auch der Insekten gesichert ist, sind der richtige Weg.“ Der EU-Parlamentarier hofft, dass es mit dem „Niedersächsischen Weg“ gelingen werde, die Landwirtschaft ökologischer und nachhaltiger zu machen. Dafür müssten nun auf europäischer Ebene die Rahmenbedingungen geschaffen werden. Keine Frage sei, dass nachhaltige ökologische Landwirtschaft kostenträchtiger ist. Um sie dennoch durchzusetzen, brauche es gleiche Wettbewerbsbedingungen in Europa. Lange abschließend: „Wir müssen sicherstellen, dass es in Zukunft genug Flächen mit biologischer Vielfalt gibt.“

Quelle szlz.de vom 01.09.2020 Autor Thomas Wünsche


Öfter, schneller, überall unversehrte Natur erhalten

Der Deutschlandtakt ist ein enormes mathematisches Konstrukt, dem dann alle dazu notwendigen Baumaßnahmen folgen müssen. Erst kommt der Fahrplan, dann wird gebaut. Die Förderung der jahrelang vernachlässigten Bahn ist mehr als notwendig. Es werden nicht nur einfache Erhaltungsinvestitionen getätigt werden müssen, sondern bedingt durch den inzwischen als marode zu bezeichnenden Zustand der Bahninfrastruktur auch sehr hohe Ersatzinvestitionen. Die Steigerung der Attraktivität der Bahn soll eben außerdem durch einen Taktfahrplan erfolgen. Die berechtigte Frage, die sich alle stellen dürfen ist, welchen hohen Preis durch taktbegründete Landschaftszerschneidung und -versiegelung wir bezahlen werden.

Wir setzen uns dafür ein, dass wertvolle Naturprojekte und unzerteilte naturnahe Land(wirt)schaften sowie Landschaftsschutzgebiete nicht der allseits bereiten Direktive Öfter – Schneller – Überall des BMVI untergeordnet werden (unter konkreter Nennung der Strecke Hannover – Bielefeld); sondern in Zeiten einer ausgewogenen CO2-Bilanz diese als vorrangig betrachtet werden müssen. Unser Ziel ist es, dass die Förderung der Bahn mit einem Taktfahrplan zu allererst unter der Direktive pro Ausbau ohne Neubau erfolgen muss. Klimaschutz durch eine besonders naturbelastende Baupriorität durchführen zu wollen halten wir für Kontraproduktiv.

Die Initiative Pro-Ausbau wird Herrn MdEP Bernd Lange um Unterstützung für die Umsetzung dieser Ziele bitten.

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