DB-Soap „Gute Zeichen – Schlechte Zeichen“

DB-Soap „Gute Zeichen – Schlechte Zeichen“ Folge 1

Nach drei Jahren intensiven monolitischen Dialogs mit der DB InfraGO zum Thema Hannover – Bielefeld befinden wir uns aktuell auf einer neuen Ebene der Transzendenz: die veröffentlichte Nutzwertanalyse zu den 12 beliebtesten Trassen(korridor)varianten.

Was soll uns diese Werbesendung sagen?
Dient die siebenhundertdreiundzwanzigzeilige Tabelle, die ausgedruckt eine Papierrolle von 4Meter30 ergibt, der zukünftigen Verschönerung unserer Ersatz-Siedlungsgebiete mit Wohnfunktion (einschl. Kern- + Mischgebieten, Streusiedlungen und Hofstellen ohne Parkanlagen, Friedhöfen, Kleingärten) – dauerhaft?

Wir nähern uns dem Kern des Pudels iterativ … so wie ja auch der Zielfahrplan des Deutschlandtakts entwickelt wurde… vermutlich auch mittels siebenhunderdreiundzwanzigzeiliger Tabellen, die eh niemand durchblickt … außer natürlich die vier wissenschaftlichen Berater der DB InfraGo. Aber auf keinen Fall die siebenhundertdreiunddreißig Bundestagsabgeordneten, die über solche Fragestellungen abstimmen.

Was fällt uns auf?
Der Mensch als Krone der Schöpfung steht mit größtem Gewicht an der Spitze der Analyse.
Der Großteil der Kriterien ist übernormal gewichtet.
75% der Belange der Technik sind höher gewichtet als das regionale Gewerbe mit seinen Arbeitsplätzen und höher gewichtet als das Klima und vieles mehr.
Das Klima ist nur einfach als normal gewichtet.

In mehrtägigen vielstündigen Sitzungen haben die Teilnehmer des Projektplenums an der Grundstruktur der Bewertungstabelle mitgearbeitet. Hatten wir die Logik dieser Tabelle richtig verstanden? Sind wir uns der Tragweite unserer Aussagen bewusst gewesen? Berücksichtigt die Tabelle das, was der Region wichtig ist? Die Saat des Zweifels geht auf. Fortsetzung folgt.



DB-Soap „Gute Zeichen – Schlechte Zeichen“ Folge 2

Was bisher geschah!
Die Nutzwertanalysetabelle liegt als Ausdruck in Form einer 4Meter30 Papierrolle bereit. Ein genauerer Blick soll gewagt werden, um als dem Neuen gegenüber aufgeschlossener Bürger zu gelten. Der Nimbus des Nimby ficht gegen den aufkeimenden Zweifel. Erzittern nur die eigenen Gartenzwerge oder gibt es doch berechtigten Zweifel?

Was fällt uns auf?
Die Gewichtung der Gewichtung der Gewichtung schrumpft das Gewicht.
Der Mensch und sein Wohnen gelten dreifach, führen zu einer Abwertung des Bestandsnahen Bauens … weil am Bestand von etablierter Infrastruktur besonders viele Menschen wohnen. Besser ist es Tunnel zu bauen … aus dem Auge aus dem Sinn. Der Bündelungsanteil in % als Sprachrohr für den Bestandsausbau.
Des Menschen Freiräume werden kräftig abgewertet, die Landschaft in der er wohnt aufgewertet … außer Campingplätze und Wochenendhäuser.
Störfallrelevante Anlagen tummeln sich neben Haus und Kleingarten … wie bitte?
Auswirkungen auf das globale Klima haben 0,3 Hektar Moorboden, sonst nichts … echt jetzt?

Die Inanspruchnahme von Naturschutzgebieten hier … die Versiegelung von Freiflächen dort … die Beeinträchtigung von Boden oberirdisch und Beeinträchtigung von Wasser unterirdisch … trotz intensiver Bemühung können wir nicht verifizieren, ob diese Methodik in der Art und in dem Umfang überhaupt geeignet ist, eine Bewertung zwischen Pest und Cholera vorzunehmen.

Das allerschlimmste ist, dass die DB InfraGO in Verdacht steht, alles dafür zu tun, um die DB-eigenen betrieblichen und wirtschaftlichen Interessen MAXIMAL umzusetzen. Mangels pekunärer, personeller, technischer Ausstattung kann niemand im Projektraum das Gegenteil beweisen … noch nicht! Fortsetzung folgt!



DB-Soap „Gute Zeichen – Schlechte Zeichen“ Folge 3

Was bisher geschah!
Die Nutzwertanalysetabelle wird zerpflückt. Große Mühe wird darauf verwendet, die Angaben aus der Nutzwerttabelle nachzuvollziehen. Lange Papierrollen lesen sich seit der Frühgeschichte unübersichtlich aber handlich. Raumüblich in Bahnen geschnitten lässt sich die Tabelle als aufgeklebte Tapete übersichtlich und sportlich mittels Kniebeuge und Strecksprung auswerten.

Was entdecken wir?
Es gibt immer ein 100%iges TOLL und ein 0%iges MIES. Das Ziel wurde vorher nicht definiert und dann der Zielerreichungsgrad ermittelt … nein! Die ++ und –- sind immer nur eine Gewichtung zwischen VIEL oder WENIG, aber nicht von GUT oder SCHLECHT … aaaah ja!
Es sei denn da steht 0,0 Irrelevant. Liegen alle 12 Varianten-Messwerte ganz dicht beieinander fallen sie ganz aus der Wertung raus. Es gibt also kein „nur 100%“ oder kein „nur“0%“. Vielleicht wurde auch gar nichts gemessen … aaaaha!
Es gibt Zielerreichungsgrade aus nur 2 Werten … das heißt 100% und 0%. Optisch in Dunkelgrün bzw. Signalrot sieht das gleich nach Leben oder Tod aus … aaaah so!
Die Vernichtung von Wald gilt als DOPPELT-WICHTIG oder als HALB-so-SCHLIMM … das gibt’s doch gar nicht!
War da nicht was mit Wald und CO2 und Klima? Fortsetzung folgt!



DB-Soap „Gute Zeichen – Schlechte Zeichen“ Folge 4

Was bisher geschah!
Die Nutzwertanalysetabelle teilt sich in die Lebensbereiche Umwelt „hier leben wir“, Raum „hier arbeiten wir“, Technik „hier plant die Bahn“. Mit der Sezierung der Analysemethode werden ihre Stärken und Schwächen deutlich … wobei der grundsätzliche Sinn „Überblick verschaffen“ wirklich einleuchtet, aber die Umsetzung in eine solch überbordende Liste zweifelhaft ist. Das ist die große Schwäche dieser siebenhundertdreiundzwanzig Zeilen. Aber über den Look unserer neuen Tapete freuen wir uns!

Nun kommen wir zum Kapitel Technik:

Hier findet man Bahn-hintergründiges. Die Gewichtung ist nicht untergewichtig und wurde von der DB selbst vorgenommen. Die Bewertung der Technik war nicht Thema des Projektforums.

Der Kurvenradius, der über das Mindestmaß hinausgeht, ist gut für die Bahn (weniger Verschleiß) und ungut für die Region, die so eine möglichst glatt gezogenen Strecke verkraften muss.

1 2 4 6 7 ist ein bißchen Pippi-Langstrumpf-Zählung. Bei den Bauwerken werden Brücken und Tunnel gemessen und gezählt und bewertet. Meinen die DB-Planer tatsächlich, die Tunnel-aus-dem-Auge-aus-dem Sinn-CO2-egal-Varianten seien besser?

Der Bahn ist die Sperrpausennotwendigkeit (Bestand-Streckensperrung für Arbeiten des Neubaus) doppelt so wichtig wie die Teilinbetriebnahme (Was fertig ist kann schon mal sinnvoll genutzt werden). Dann gibt es da noch die „verbal-argumentative Einzelfallbewertung“ – Bewertungskriterien, die sich kniegebeugt ganz unten auf der Tapetentabelle wiederfinden.

Und nun? In welcher Technik-Kombination steckt nun die beste Variante für die Menschen in der Region – für die Steuerzahler – für das Klima? Die Oberzeile „T“ hat jedenfalls fast durchweg ein nüchternes „o“ zum Ergebnis.

Es sei unzumutbar aufwendig, die Kosten und die CO2-Emissionen zu berechnen, obwohl Kubikmeter-genau die bewegte Erde, auf den Meter genau Brücken und Tunnel, auf den Tag genau die Bauzeit angegeben werden. Bei nur noch 12 Varianten ist das völlig inakzeptabel!

Wird sich eine Essenz aus der ganzen Verständnisbemühung herausbilden? Sind wir jetzt schlauer und sicher, dass die Nutzwertanalyse eben das an Nutzen analysiert, was den hiesigen Belangen von Mensch, Natur und Umwelt gerecht wird, ohne die Pendler, Bahnfernreisenden und den Güterverkehr zu kurz kommen zu lassen? Nicht verzweifeln – Fortsetzung folgt!



DB-Soap „Gute Zeichen – Schlechte Zeichen“ Folge 5

Was bisher geschah
Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast … der Satz nicht verifizierter Herkunft sagt aus, dass mit Zahlen in Tabellenform am erfolgreichsten eine Exaktheit vorgetäuscht werden kann.

Die Vorteile einer Nutzwertanalyse, sich mittels einer Vielzahl unterschiedlich gewichteter und messbarer Kriterien einen Überblick verschaffen zu können, können über ihre Nachteile nicht hinwegtäuschen.

Einer der gravierendesten Nachteile dieser Nutzwertanalyse ist die fehlende Matrix, die die Kriterien untereinander ins Verhältnis setzt. Es gibt nur den Absolutismus der einzelnen Zielerreichungsgrade.

Umwelt = Raum = Technik

Alle drei Analysefelder werden zu 100% berücksichtigt. Es gibt keine Gewichtung, ob das eine, zB. Umwelt, mehr Anteil haben sollte als das andere, zB. Raum oder Technik. Man will nicht „Äpfel mit Birnen“ vergleichen, weigert sich, alles drei als „Obst“ zu betrachten. Obwohl wir unzweifelhaft nur 1 Welt haben, in der wir leben und obwohl wir unzweifelhaft nur 1 Klima haben, das es zu schützen gilt und obwohl wir unzweifelhaft jeden Euro nur 1mal ausgeben können.

Bewertungsspielräume für DB-eigennützige Ergebnisse

Es ist unklar, vielleicht sogar zweifelhaft, ob die Belange der Menschen vor Ort wirklich abgebildet werden. Mangels des Überblicks der Tragweite und Auswirkung der diskutierten Gewichtungen – seitens der Bürgerinnen und Bürger – kommt es zu unerwünschten Nebeneffekten. Der in der gesamten Projektregion gewollte bestandsnahe Bau wird genau ins Gegenteil verschoben, nämlich hin zum DB-eigennützigen Tunnelbau.

Pustekuchen Gesamtzusammenhänge
Bis zum Schluss bleiben Aspekte wie „erreichbarer Konsens in der Region“ oder „schnell umsetzbare pragmatische Lösung“ völlig unberücksichtigt. Diese weichen Kriterien sind Alltag bei den politischen Entscheidungen um uns herum aber nicht im DB-Universum. Genauso gibt es keine Abwägung zwischen „Geldausgeben durch diese NBS-Strecke“ im Vergleich zum „was braucht die Bahn wirklich dringend“.

Diese Nutzwertanalyse ist exakt das gleiche wie der 3. Zielfahrplan: machen wir einfach so, wir haben jetzt nichts besseres. Mannomann, wenn das keinen berechtigten Zweifel begründet, was dann? ENDE

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